B- und T-Zell-Depeletion mit Alemtuzumab bei MS ist auch über 5 Jahre wirksam und sicher

Neben der Verminderung von Schubaktivität und Behinderungsprogression sollte eine Therapie der schubförmig-remittierenden Multiplen Sklerose (MS) auch die Krankheitsaktivität im Zentralnervensystem kontrollieren. Die Therapie mit dem monoklonalen CD-52-Antikörper Alemtuzumab (Lemtrada®) depletiert gezielt B- und T-Zellen und erreicht damit in der Folge eine „Umstimmung“ des Immunsystems. Das kann zur vollständigen Freiheit von Krankheitsaktivität auf all diesen Ebene führen, ohne dass bisher neue Sicherheitssignale aufgetreten sind. Das zeigten beim 31. Kongress des European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ECTRIMS) vorgestellte Ergebnisse aus den Zulassungsstudien für Alemtuzumab und ihrer Verlängerungen, die Prof. Dr. Martin Marziniak aus Haar bei München anlässlich einer Pressekonferenz erläuterte.

Danach blieben die jährlichen Schubraten nach der 2 Jahre dauernden randomisierten Phase in den Folgejahren 3 bis 5 in beiden Studien konstant niedrig und lagen in der Studie CARE-MS I bei 0,19 in Jahr 3 und 0,15 in Jahr 5, in CARE-MS II bei 0,22 und 0,18 in den Jahren 3 und 5. „Das ist ein phänomenal guter Wert“, kommentierte Marziniak. Dabei hatten in CARE-MS I 68% und in CARE-MS II 60% der Patienten nach dem zweiten Zyklus Alemtuzumab (12 Monate nach Studienbeginn) keine weitere Therapie mit dem B- und T-Zellen depletierenden Antikörper mehr erhalten.

80% der Patienten in der Verlängerung von CARE-MS I und 76% der Patienten in der Verlängerung von CARE-MS II blieben über 5 Jahre frei von einer über 6 Monate bestätigten Verschlechterung der bestehenden Behinderung. In den Jahren 2 bis 5 blieben zudem 54 bzw. 49% der Patienten frei von einer Krankheitsaktivität im MRT. Nach den beiden initialen Therapiezyklen blieben pro Jahr immer mehr als die Hälfte der Patienten frei von Krankheitsaktivität. Der Anteil der Patienten, die während der gesamten Verlängerungsstudie (Jahr 3 bis 5) den NEDA-Kriterien (No Evidence of Disease Activity) entsprachen, lag in CARE-MS I bei 40% und in CARE-MS II bei 27%. Auch die Hirnatrophie verlangsamte sich bei Therapie mit Alemtuzumab und lag in den Jahren 3, 4 und 5 mit einer medianen Hirnvolumenabnahme von höchstens -0,20% im Normbereich.

Über 5 Jahre zeigte sich eine leicht abnehmende Rate von Infektionen und schwerwiegenden Infektionen. Mit einer Aciclovirprophylaxe wurde in den Kernstudien dem initial erhöhten Risiko von Herpesinfektionen begegnet. Auch infusionsassoziierten Reaktionen, die laut Marziniak besonders häufig im 1. Zyklus auftreten, kann durch prophylaktische Maßnahmen vorgebeugt werden. Nach seiner Erfahrung ist so bei 90% der Patienten eine ambulante Behandlung in der Tagesklinik möglich. Die bei Therapie mit Alemtuzumab möglichen Autoimmunerkrankungen können durch die vorgesehenen Monitoringuntersuchungen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Die Thyroxintherapie bei autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen werden von den Patienten nach Marziniaks Erfahrung gut akzeptiert.

Quelle: JournalMED