„Gutartiger“ Verlauf der MS ist langfristig eher selten
New Orleans (sr) – Die Hoffnungen auf einen „gutartigen“ Verlauf der Multiplen Sklerose (MS) erweisen sich immer mehr als trügerisch. Bisher galt eine MS mit einem moderaten Behinderungsstatus von weniger als 3 auf der erweiterten Behinderungs-Skala (EDSS) über einen Zeitraum von zehn bis fünfzehn Jahren nach Erkrankungsbeginn als „gutartig“. Über den weiteren Verlauf einer solchen MS war allerdings bisher noch nichts bekannt. Licht in das Dunkel brachte nun Dr. Antonio Scalfari vom Imperial College in London beim Jahrestreffen der Amerikanischen Neurologischen Akademie in New Orleans.
Scalfari und seine Kollegen werteten dazu Daten von 722 Patienten aus der London-Ontario Datenbank aus. Von diesen Patienten entwickelten 270 innerhalb von zehn Jahren eine sekundär progrediente MS. Die MS-Erkrankung der verbleibenden 452 Patienten wurde als „gutartig“ klassifiziert. Von 339 dieser Patienten lagen auch nach 20 Jahren noch auswertbare Daten vor. Dabei zeigte sich, dass nahezu jede zweite „gutartige“ MS in diesem Zeitraum zu einer sekundär-progredienten MS konvertiert.
„Wir haben außerdem herausgefunden, dass die Wahrscheinlichkeit auch nach 20 Jahren noch im gutartigen Status einer MS zu verbleiben, bei Frauen um 68 % höher war. Wurde die Krankheit vor dem 30. Lebensjahr diagnostiziert, war die Wahrscheinlichkeit eines langfristig gutartigen Verlaufs 3,36-mal größer“, erklärt Dr. Scalfari. „Männliches Geschlecht und höheres Lebensalter bei Krankheitsbeginn sind somit die wichtigsten Risiken für die langfristige Konversion zu einer „nicht-benignen“ MS.“
Quelle: A Scalfari et al., Long Term Evolution of “Benign” Multiple Sclerosis Patients in the London Ontario Database. Poster AAN, New Orleans 2012, P01.138