MS und Schmerzen, ein oft unterschätztes Problem

Schmerzen sind bei der MS ein häufiges und schwerwiegendes Problem. Rund die Hälfte der MS-Erkrankten berichtet von Schmerzen, wie der MS-Experte Dr. Claudio Solaro, Neurologe am PA Micone Hospital in Genua, Italien, und die Sozial- und Gesundheitsforscherin bei der italienischen MS-Gesellschaft, Michele Messmer-Uccelli, vermelden. Allein die medikamentöse Therapie von Schmerzen bei MS macht schon rund ein Drittel aller medikamentösen Behandlungen von MS-Symptomen aus, physiotherapeutische und psychologische Behandlungen kommen noch dazu.

Die Schmerzen, die Menschen mit MS haben, können in mehrere Schmerztypen unterteilt werden und oft sind die Erkrankten gleichzeitig von mehr als einem Schmerztyp betroffen. Schmerzen bei MS können bereits zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bestehen oder zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt im Krankheitsverlauf einsetzen.

Schmerzen bei MS können mit anderen MS-Symptomen zusammenhängen. Zum Beispiel können Spastizität, Müdigkeit (Fatigue) oder Depression Schmerzen auslösen oder verstärken. Diese Symptome können umgekehrt aber auch durch Schmerzen verstärkt werden — ein Teufelskreis. „Wird ein solcher „Teufelskreis“ nicht durch eine konsequente Therapie durchbrochen, drohen schwerwiegende physische (Mobilitätsverlust und Funktionseinschränkung), psychisch-kognitive (Befindlichkeit, Stimmung und Denken) und psychosoziale Folgen für das gesamte Umfeld des Betroffenen und seiner Familie.“, sagt Dr. Wolfgang Köhler, MS-Spezialist und Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurologische Intensivmedizin im Fachkrankenhaus Hubertusburg in Wermsdorf.

Das Leben von Menschen mit MS, die an Schmerzen leiden, ist regelmäßig beeinträchtigt. Aktivitäten in Beruf und Freizeit und auch Stimmung und allgemeine Lebensfreude können durch Schmerzen teilweise stark eingeschränkt sein. Schmerzen als Auslöser solcher Beeinträchtigungen bleiben von Ärzten oft unerkannt und sind für die Betroffenen schwierig zu beschreiben. Schmerzen können, wenn sie unbehandelt bleiben, chronisch werden und zunehmend zur allgemeinen Verschlechterung nicht nur des Wohlbefindens, sondern auch der MS-Symptomatik beitragen.

Es liegt auf der Hand, dass schmerzgeplagte MS-Betroffene sich ihrem behandelnden Arzt so früh wie möglich anvertrauen sollten, um Linderung zu erfahren und eine Verschlimmerung möglichst zu verhindern. Der Neurologe Köhler dazu: „Der erste Schritt in einem ganzheitlichen Konzept ist die genaue Analyse möglicher Ursachen eines Schmerzsyndroms. Danach erst kommen nichtmedikamentöse Therapien, z.B. Physiotherapie und physikalische Therapie oder psychologische Schmerzbe­wältigungsstrategien, die medikamentöse Behandlung, invasive Behandlungsmethoden und komplementärmedizinische Methoden zum Einsatz.“

Quelle: MS-Gateway