Neuartiges Therapieprinzip bei Multipler Sklerose – TRM Leipzig sucht Probanden

In Mitteldeutschland werden MS-Patienten gesucht, die an einer Pilotstudie in Leipzig teilnehmen möchten. Hinter dem Kürzel MS steckt die neurologische Erkrankung Multiple Sklerose. Die Pilotstudie wird vom Universitätsklinikum Leipzig mit Unterstützung des Translationszentrums für Regenerative Medizin (TRM) Leipzig durchgeführt. Anliegen ist es, ein bereits bekanntes und zugelassenes Medikament auf seine Eignung zur Behandlung von Multipler Sklerose zu prüfen.

Multiple Sklerose ist eine neurologische Erkrankung, die überwiegend junge Erwachsene betrifft. Sie ist unter anderem durch eine Entzündung von Gehirn und Rückenmark bedingt, die das Myelin der Nervenzellen angreift. Diese Biomembranen schützen normalerweise die Fortsätze von Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark und sind entscheidend für die Reizweiterleitung. Bei der Multiplen Sklerose aber ist das Myelin derart geschädigt, dass die Betroffenen unter Empfindungs-, Seh- und Sprachstörungen sowie Lähmungserscheinungen leiden, die Funktion von Blase und Darm beeinträchtigt sein kann und eine rasche physische und psychische Ermüdung einsetzt.
Eine Chance, die Zellen, die das Myelin im zentralen Nervensystem bilden, zum Wachstum anzuregen und somit die Regeneration der Myelinscheiden zu fördern, kann der Einsatz eines rekombinanten humanen Wachstumshormons bieten. Dieses Hormon ist als Medikament für die Behandlung von Wachstumsstörungen bei Kindern und von Hypophysen-Tumoren bei Erwachsenen schon seit Jahren zugelassen. Somit sind die Neben- und Langzeitwirkungen des Wirkstoffs bereits geprüft. In Laborversuchen zeigte sich, dass das Wachstumshormon auch eine positive Wirkung auf die Regeneration der Myelinscheiden haben kann.

Dieses bekannte Medikament künftig bei der Behandlung von Multipler Sklerose zu nutzen – das ist das Ziel von PD Dr. Florian Then Bergh und Dr. Muriel Stoppe aus der neurologischen Ambulanz des Universitätsklinikums Leipzig. Seit 2009 läuft mit Unterstützung des Translationszentrums für Regenerative Medizin (TRM) Leipzig eine Pilotstudie zur Frage: Ist rekombinantes humanes Wachstumshormon für die Remyelinisierung bei Multipler Sklerose geeignet? In einem ersten Schritt wird das Wachstumshormon auf seine Sicherheit für die Probandinnen und Probanden geprüft. Die bisherigen Sicherheitsanalysen an den ersten 15 von 30 geplanten Probanden zeigen: Das Wachstumshormon ist sicher in der Anwendung bei ausgewählten MS-Patienten.

Jetzt werden für diese Studie noch weitere 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem mitteldeutschen Raum gesucht. Trotz des knapp bemessenen Budgets der eigenfinanzierten Studie können dabei – dank einer großzügigen Spende des Leipziger Vereins Myelin Projekt Deutschland e.V. – Fahrtkosten im Einzelfall und nach Absprache erstattet werden.
Insgesamt dauert die Sicherheitsstudie ein Jahr für die Probanden: Drei Monate werden für die Vorabanalysen benötigt, sechs Monate für die Therapie mit dem Wachstumshormon und weitere drei Monate für die nachfolgenden Untersuchungen. Jeweils einmal im Monat erfolgt ein MRT-Check direkt am Universitätsklinikum Leipzig. Die Kriterien für eine Teilnahme an der Studie sind relativ streng gesetzt, da die Sicherheit der Patienten im Mittelpunkt steht. Grundvoraussetzung ist, dass die Multiple Sklerose unter der Basistherapie oder ohne Behandlung stabil verläuft und dass das visuell evozierte Potenzial (VEP) verzögert ist. „Im Ergebnis geht es darum, ein neues Therapieprinzip für die Multiple Sklerose zu erschließen und dafür ein bereits bekanntes Medikament zu verwenden“, skizziert PD Dr. Florian Then Bergh die Ausgangslage. Der Neurologe steht gemeinsam mit seiner Kollegin Dr. Muriel Stoppe gern für Anfragen und weitere Informationen bereit.

Information und Kontakt:
Dr. med. Muriel Stoppe, TRM Leipzig, Universität Leipzig, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Liebigstr. 20, 04103 Leipzig,
Tel.: 0341/97-24320 (Studientelefon), 0341/97-24227 (Telefonsprechstunde Mo und Fr 13 bis 14 Uhr),

Quelle: Daniela Weber, Translationszentrum für Regenerative Medizin (TRM)