Teriflunomid-Tabletten bei MS: Einfaches und flexibles Behandlungsregime, hohe Therapiezufriedenheit

Eine Behandlung der Multiplen Sklerose in Tablettenform in der Basistherapie – das war lange Wunschdenken bei der MS-Therapie. Mit Teriflunomid (Aubagio®) ist diese Option Realität geworden. Von dem Wirkstoff, der seit rund 150 Tagen im Handel und für die schubförmig-remittierende MS zugelassen ist, können therapienaive Patienten, die neu auf eine MS-Medikation eingestellt werden, ebenso profitieren wie MS-Patienten, die unter herkömmlichen Behandlungen mit Nebenwirkungen reagieren oder „spritzenmüde“ sind und keine weitere Injektionstherapie wünschen – so das Fazit bei einer interaktiven Fallkonferenz in München.

Durch neue Therapieoptionen ist die Behandlung der Multiplen Sklerose komplexer geworden. Die erweiterten Behandlungsmöglichkeiten bieten zugleich bessere Chancen für eine individualisierte, sich an den Bedürfnissen des Patienten orientierende Therapie. So gibt es mit Teriflunomid erstmals die Möglichkeit, MS-Patienten von Beginn der Erkrankung an mittels der Einnahme einer kleinen Tablette täglich effektiv und gut verträglich zu behandeln, berichtete Privatdozent Dr. Björn Tackenberg, Marburg, in München.

Wirksamkeit und Sicherheit der Medikation sind nach Tackenberg gut dokumentiert, die ersten Erfahrungen zur Akzeptanz der Therapieoption im praktischen Alltag und zur Therapiezufriedenheit der Patienten sind nach seinen Worten ausgesprochen positiv.

Den individuellen Patientenbedürfnissen Rechnung tragen:
Für Teriflunomid spricht laut Tackenberg unter anderem die große zulassungskonforme Bandbreite der Indikation, die den Einsatz in praktisch allen Stadien einer schubförmigen MS erlaubt: „Der Wirkstoff kann zur Neueinstellung der Patienten ebenso verabreicht werden wie in fortgeschrittenen Stadien einer schubförmigen MS“, betonte der Neurologe.

Damit lassen sich laut Dr. Veit Becker, Hamburg, die individuellen Bedürfnisse der Patienten bei der Therapiewahl im praktischen Alltag besser denn je berücksichtigen. Denn unabhängig vom Krankheitsstadium wünscht sich die Mehrzahl der Patienten eine orale Therapie.

Teriflunomid ist ein Immunmodulator mit entzündungshemmenden Eigenschaften. Der genaue Wirkmechanismus dieser Substanz ist zwar noch nicht vollständig geklärt, beruht aber möglicherweise unter anderem auf einer Senkung der Anzahl aktivierter Lymphozyten im zentralen Nervensystem (ZNS).

Signifikante Reduktion der Schubrate wie auch der Behinderungsprogression:
Dass es sich bei Teriflunomid um eine nicht nur effektive, sondern auch gut verträgliche Therapieoption der MS handelt, wurde nach Prof. Dr. Martin Marziniak, München, in Studien dokumentiert: In der TEMSO-Studie (1) wurde eine signifikante Reduktion der jährlichen Schubrate um mehr als 30% (p<0,001) und auch eine signifikante Reduktion der Behinderungsprogression (p=0,03) um knapp 30% im Vergleich zu Placebo erwirkt. Sowohl der signifikante Rückgang der Schubrate wie auch der Behinderungsprogression wurden in gleicher Größenordung in der TOWER-Studie bestätigt (2). "Es liegen damit robuste Daten zur klinischen Wirksamkeit vor", sagte Marziniak. Die TEMSO-Verlängerungsstudie (3) über nunmehr fünf Jahre belegt nach seinen Worten ferner, dass die jährliche Schubrate auch langfristig auf einem niedrigen Niveau bleibt. Umfassende Sicherheitsdaten, gute Verträglichkeit: Teriflunomid, der aktive Metabolit von Leflunomid, hat laut Marziniak außerdem ein gut evaluiertes, konsistentes Sicherheitsprofil mit mehr als 5.000 Patienten im Studienporgramm gezeigt. Für die Sicherheit der Medikation sprechen auch die umfassenden Therapieerfahrungen über mittlerweile 2,1 Millionen Patientenjahre mit Leflunomid. "Es gab dabei keine auffälligen Sicherheitssignale und keine unerwarteten Begleitreaktionen", betonte der Neurologe. Die Verträglichkeit ist nach seinen Worten gut (1,2), wobei als häufigste Nebenwirkungen das Auftreten von Durchfall, übelkeit, erhöhte Leberwerte sowie eine reversibel verminderte Haardichte berichtet werden. Die Reaktionen sind jedoch in aller Regel mild bis moderat und treten nur passager auf. Teriflunomid nicht generell jungen Frauen vorenthalten: Wichtig ist, dass eine zuverlässige Kontrazeption erfolgt, worauf Patientinnen vor Beginn der Teriflunomid-Einnahme explizit hinzuweisen sind. Kommt es dennoch unter der Therapie zu einer Schwangerschaft, so ist ein beschleunigtes Eliminationsverfahren angezeigt, jedoch besteht keine absolute Indikation zur Beendigung der Schwangerschaft. In den Teriflunomid-Studien kam es laut Marziniak zu 65 Schwangerschaften trotz Kontrazeption, davon 43 Schwangerschaften unter Teriflunomid-Exposition (4). "Es gab keine Hinweise auf strukturelle oder funktionelle Defizite bei den Neugeborenen", berichtete Marziniak. Es gibt somit nach seinen Worten keinen Grund, Teriflunomid generell jungen Patientinnen vorzuenthalten, sofern kein aktueller Kinderwunsch besteht. Entwickelt eine Frau unter der Behandlung einen aktuellen Kinderwunsch, so ist ebenfalls ein beschleunigtes Eliminationsverfahren indiziert und eine Schwangerschaft nach entsprechendem Absinken der Wirkstoffspiegel möglich. Das Risiko einer über den Mann vermittelten embryofetalen Toxizität aufgrund der Teriflunomid-Behandlung gilt als niedrig (5). Teriflunomid - einfacher Einnahmemodus, hohe Behandlungszufriedenheit: Neben der einfachen Einnahme als einmal tägliche Tablette sowie der guten Verträglichkeit lassen laut Prof.r Dr. Jürgen Koehler, Berg, weitere Faktoren auf eine gute Therapieadhärenz unter Teriflunomid hoffen. So handelt es sich nach seinen Worten um eine kleine und somit einfach zu schluckende Tablette, was von vielen Patienten geschätzt wird. Die Einnahme kann zudem zeitlich flexibel und unabhängig von der Nahrungsaufnahme erfolgen und es sind keine besonderen Hilfsmittel erforderlich. Dass Teriflunomid den Therapiebedürfnissen der Patienten sehr nahe kommt, belegt nach seinen Angaben die TENERE-Studie, in der Teriflunomid signifikant besser bei der Behandlungszufriedenheit (p=0,02) abschnitt als IFNb-1a (6). Die entscheidenden Vorteile ergaben sich dabei bei den Parametern "Einfachheit der Therapie" sowie "Nebenwirkungen". Das erklärt nach Koehler auch die gute Behandlungsakzeptanz in der täglichen Praxis, die eine gute Compliance erwarten lässt. Denn eine hohe Therapietreue der Patienten wird nach Koehler begünstigt durch ein einfaches Behandlungsregime, einen patientenfreundlichen Einnahmemodus, eine hohe Therapiezufriedenheit sowie ein unterstützendes soziales Umfeld. Ein Betreuungsprogramm wie MS-Begleiter kann die Therapie mit Teriflunomid dabei unterstützend begleiten. Quelle: journalMED e-med