Testosteron und MS-Verlauf bei Männern

Ein höherer Testosteronspiegel bei Männern mit MS scheint mit weniger Behinderung und besserer Kognition in Zusammenhang zu stehen. Das ist das Ergebnis einer Forschungsarbeit der Arbeitsgruppe um Dr. Riley Bove am Brigham and Women’s Hospital in Boston, Massachusetts, das beim weltweit größten Neurologenkongress AAN in San Diego in diesem Frühjahr vorgestellt wurde.

Demnach wiesen Männer mit MS eine signifikant negative Beziehung zwischen dem Testosteronspiegel und dem Verlauf ihrer kürzlich diagnostizierten MS auf, d.h. niedrigere Testosteronspiegel waren deutlich mit mehr Behinderung und schlechteren kognitiven Leistungen assoziiert.

Es ist schon lange bekannt, dass das Geschlecht bei MS sowohl das Erkrankungsrisiko als auch den Verlauf beeinflussen kann, sodass angenommen wird, dass die hormonellen Unterschiede zwischen Männern und Frauen dafür mitverantwortlich sind. Schon frühere Forschungen hatten gezeigt, dass Testosteron neuroprotektive und entzündungshemmende Eigenschaften aufweist, wobei die Testosteronspiegel bei Männern mit MS möglicherweise niedriger als bei ihren nicht erkrankten Altersgenossen sind.

Wie der Einfluss unterschiedlicher Testosteronspiegel sich auf die MS auswirkt, hat die Bostoner Arbeitsgruppe in der CLIMB-Studie (Comprehensive Longitudinal Investigations of MS at the Brigham and Women’s Hospital) untersucht. 100 Männer mit schubförmig-remittierender MS nahmen daran teil. Sie waren zwischen 18 und 65 Jahren alt (Durchschnitt 39,4 Jahre), hatten einen mittleren Body Mass Index (BMI) von 28,8, hatten die MS-Diagnose im Durchschnitt rund 4,5 Jahre mit einem mittleren EDSS von 1.08 und waren zu 95 % Weiße.

Die Studienteilnehmer, gaben Blutproben zu Beginn und im Verlauf der Studie ab, anhand derer unter anderem die Testosteronspiegel bestimmt wurden. Außerdem absolvierten sie Tests, mit denen eventuelle körperliche und kognitive Beeinträchtigungen gemessen wurden.

Im Vergleich zeigte sich, dass höhere Testosteronspiegel sowohl mit geringerer Behinderung als auch mit besseren kognitiven Leistungen zusammenhingen. Höhere Testosteronspiegel hatten auch Voraussagekraft über den Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit über 2 Jahre. Die Forscher weisen in dem Zusammenhang darauf hin, dass bei Männern mit MS überdurchschnittlich oft ein Hypogonadismus zu verzeichnen ist, also eine verringerte Produktion von Testosteron vorliegt.

Da dies eine relativ kleine Studie mit wenigen Teilnehmern über einen recht kurzen Zeitraum war, regen die Forscher an, dieses Studienergebnis mit größer angelegten Studien zu überprüfen.

Quelle:

MedPage Today 2013 MedPage Today, LLC. (21/03/13)

http://www.medpagetoday.com/clinical-context/MultipleSclerosis/37995
Bezieht sich auf: Bove R, et al., Hormonal associations in men with recent-onset relapsing remitting multiple sclerosis. AAN 2013; Abstract P02.128.